Verein Schmöckwitzer Wassersportler e.V.

Berichte und Bilder von Fahrten

Segeltörn auf dem Stagsegelschoner „Qualle“

Die Qualle ist ein 1930/31 in Griechenland als Kahjik gebauter Frachtsegler und war als Schwamm- und Muschelschiff unterwegs. Nunmehr ist sie für das „heutige“ Segeln mit Gästen umgebaut und ausgerüstet. So finden 10 Gäste in 5 Kabinen Platz zum Schlafen in der eigenen Koje. Skipper und Bootsmann haben eigene Kabinen. Jede Kabine verfügt über zwei Kojen und einem kleinen Handwaschbecken.

Das Badezimmer ist vollständig gefliest und mit einer elektrischen Toilette und Dusche ausgestattet. Die Vorratskammer bietet genügend Platz, um ausreichend Proviant für einen oder gar zwei Wochentörns zu bunkern. Eine Tiefkühltruhe ermöglicht das lange Aufbewahren von immer frischem Fleisch, Gemüse und Backwaren.

Trinkwasser zum Kochen, Abwaschen und Waschen wird in den Häfen in den Edelstahltanks gebunkert. An Bord befindet sich eine praktische Pantry mit immerhin zwei Kühlschränken. Einen fürs Bier und einen für Lebensmittel. Mit dem 5-flammigen Herd und dem Backofen, die mit Gas betrieben werden, lassen sich kulinarische Köstlichkeiten mit Vorspeise und Dessert zaubern. Diese können dann im großzügigen und Licht durchfluteten Salon an einem großen Tisch mit integrierter Hausbar genossen werden.

An Bord verrichtet ein MAN mit 187 PS seine Arbeit und verhilft der Qualle mit ihren immerhin 54 Tonnen Gewicht auf eine Marschfahrt von immerhin 5-6 Knoten. Strom erzeugt u.a. ein Wellengenerator, denn bei einer Fahrt von über drei Knoten unter Segeln dreht die Welle mit. Zusätzlich steht ein Dieselstromaggregat nebst 220 V Wandler/Ladegerät zur Verfügung.

An Deck findest Du zwei Masten. Den vorderen Schonermast und den Großmast. An ihm werden das Großstagsegel und das Großsegel gefahren. Am Schonermast ziehen ganz vorn der Klüver, dann über Deck die Fock und der Fishermann. Insgesamt sind das um die 250 Quadratmeter Segelfläche. Zusätzlich kann zwischen den Masten noch ein Topsegel gesetzt werden.

Zur Crew gehörten in der Zeit vom 09.09.-24.09.2006: Robert (VSW) & Nicole, Simone und Claudia, Andris, Lothar, Ulli und Maria, unser Skipper Berni und ich (VSW) als Bootsmann. Mein Hund Elvstroem, ein Labrador/Dalmatiner Mischling war ebenfalls von der Partie.

In Nyköping, ca. 100 km südlicher Stockholm, sind wir nach 16-stündiger Anreise mit einem Mietbus und Fährfahrt zwischen Saßnitz und Trelleborg an Bord gegangen. Einige sind mit dem Billigflieger angereist. Diese Option stand mir mit dem Hund nicht zur Verfügung.

Unser erster Tag führte uns von Nyköping in die Schärenlandschaft Bockskärsdupet. Dort machten wir an einer geeigneten Schäre nur an Bäumen fest und hatten diese für uns ganz allein. Poller oder andere Menschen? - Fehlanzeige. Die Mücken plagten uns ohne Ende. Aber der Sternenhimmel nebst erfrischendem Bier entschädigten uns für alles.

Von dieser Schäre segelten wir mit dem Ziel Visby nach Gotland. Allerdings konnten wir die Höhe nicht halten und fielen auf den nördlich davon befindlichen Hafen Lickershamn ab. Hier war ein wunderbares Naturreservoir mit einer steinigen kleinen Steilküste zu sehen. Erst am nächsten Tag nach einem sonnigen Frühstück an Deck segelten wir von dort aus kurze 17 Meilen nach Visby.

In Visby angekommen, konnte die Crew einen Stadtbummel machen. Ich lag an Deck und genoss die spätsommerliche Sonne. Erst abends gingen Berni und ich durch die Stadt, besuchten sogar eine Kirche… Der Stadtbummel endete wieder auf dem Marktplatz, als wir uns zum Sonnenuntergang ein kühles Bier im Krog gönnten.

In den späten Abendstunden hatten die Mädels Lust, ihr Tanzbein zu schwingen und so suchten wir eine Diskothek… und fanden einen kleinen Biergarten unweit des Marktplatzes. Hier legte der Kneiper selbst auf und die Stimmung in dem kleinen Kellerraum war echt super… schwedisch eben.

Am nächsten Tag gingen wir wieder nicht weit. Zielhafen war: Klintehamn, ebenfalls Gotland. 10 Meilen davon mussten wir motoren, da der Wind umlaufend war und einschlief. Eine optimale Gelegenheit, noch einmal, vielleicht das letzte Mal in diesem Jahr, in der Ostsee baden zu gehen. Nicht alle nutzten die Chance. Von Klintehamn mit seinem riesigen Sägewerk mitten im Hafen führte es uns zur Nordspitze Ölands, nach Byxelkrok.

Bei Sonnenschein liefen wir ein, kaum festgemacht und Elektro gelegt, suchten wir nach einer Bushaltestelle. Robert und Nicole mussten am nächsten Tag ihre Heimreise antreten. Die erste Woche war vorbei. Schade!

Die Qualle trat die Reise mit demselben Etappenziel von Nicole und Robert an. Wir erreichten Kalmar erst am Abend bei bewölktem Wetter. Dort hatten wir die Gelegenheit, fehlende Lebensmittel aufzufüllen, da der Supermarkt genau neben dem Schiff war. Von Kalmar sind wir bei diesigem Wetter nach Utklippan, zwei kleine Schären inmitten der Ostsee, ausgelaufen. Mit einem Leuchtturm, einer Sauna und einem W-Lan Netz umschließen die Schären das in dieser Jahreszeit einsame Hafenbecken. Hat man die hohe Brandung beim Einlaufen heil überwunden, ist es dort einfach idyllisch.

Unser nächstes weites Etappenziel sind die Erbseninseln/Christiansoe, nordöstlich Bornholms. Ebenfalls ein idyllisches Reiseziel mit verträumten Gassen, einem Krog, einem Hot Dog- und Softice-Laden sowie einem kleinen Kaufmannsladen. Eben Dänemark! Jedoch auch anhand der Liegegelder merkten wir sofort, dass wir wieder im „Land der Olsenbande“ gestrandet sind. Schließlich war es mittlerweile Ende September und der Hafenmeister wollte noch immer hochsommerliche 350,- dänische Kronen von uns.

Am nächsten Tag ging es nur kurz rüber nach Svaneke auf Bornholm. Hier konnten wir wieder unsere Brotreserven und Trinkwasservorräte auffüllen, da diese auf den vorherigen Inseln stark in Anspruch genommen wurden. Auch Bier kauften wir nach. Schönes Tuborg Groen mit immerhin 0 Gramm Fett. So steht es jedenfalls auf dem Etikett. Das bedeutet, dass Bier gar nicht dick macht!

Von dort aus gingen wir weiter nach Rönne. Wir kreuzten gegenan und brauchten für die paar Meilen bei einer 5 fast einen ganzen Tag. Aber wir wollten einen guten Absprung nach Falster (DK). Deshalb zog es uns in diesen nicht ganz so schönen Fährhafen Bornholms. Und was bietet sich uns beim Einlaufen in den ehemaligen Fährhafen: drei deutsche Yachten, verteilt an der gesamten Pier, so dass garantiert kein weiteres Schiff dort festmachen kann. Wären die Yachten dichter aneinander gegangen oder hätten sich ins Päckchen gelegt, hätten mindesten drei weitere Yachten deren Größe oder ein Großsegler wie wir anlegen können.

Auf unsere Anfrage, inwieweit sie sich verholen würden, damit wir festmachen könnten, bekamen wir die Antwort, wir sollten in den Yachthafen oder in den Südhafen gehen. Was ist das für eine Seemannschaft bei den Yachten? Sie hätten ja auch bei uns längsseits kommen können. Die Qualle passt in keine Box des Yachthafens, wohl aber die dort uns den Platz wegnehmenden Yachten, für die der Yachthafen schließlich gebaut und konzipiert wurde. Tyske gegen Tyske hilft nur der Hafenmeister, der uns einen Platz an der Pier der Küstenwache zuwies. Dafür lagen die Yachten die ganze Nacht auf Legerwall.

Der beste Rutsch war die 102 Meilen lange Reise von Rönne nach Gedser auf Falster. Abgelegt am 21.09. um 10.10 Uhr und festgemacht am 22.09. um 05.20 Uhr kurz vor Sonnenaufgang. Begonnen hatten wir mit einem Speed von 2,5 Knoten. Im Laufe des Tages insbesondere in der Nacht nahm dieser zu, so dass wir teilweise bis zu 7 Knoten liefen. Es gab ein tollen Abendessen auf See, einen super geilen Sternenhimmel und das Lichterspektakel der unzähligen Schiffe des Verkehrstrennungsgebietes der Kadettrinne. Auch mein Hund Elvstroem hat den Törn gut überstanden, war jedoch froh, sich am ersten Poller Gedsers endlich entleeren zu können.

Unsere Reise neigte sich dem Ende. Bereits am nächsten Tag, erreichten wir good old Germany, Timmendorf auf Poel. Es war Samstag und bomben Wetter - der Hafen brechend voll und die Zivilisation hatte uns wieder. Noch ein letzter toller Abend an Bord. Nur noch 6 Meilen direkter Weg in den Alten Hafen von Wismar. Unser Ziel.

Törn: 11.09.-24.09.06
Start-Ziel: Nyköping – Wismar
Distanz: 515 Seemeilen
Schiff: SS Qualle
Skipper: Bernhard Tews
Bootsmann: Patrick Marx (VSW)
Home: www.ss-qualle.de




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